Bauleitung am Buchheim Museum in Bernried: Eine Zeitreise im Doppelpack.

Die Geschichte des Buchheim Museums und der zwei Bauleiter.
Das Buchheim Museum am Starnberger See wurde 2001 eröffnet und hat sich seither als bedeutende Institution in der Welt der Kunst etabliert. Otto war von 1998 bis 2001 als Bauleiter beim Bau des Buchheim Museums im Einsatz. Gemeinsam mit seinem Team hat er den Bau des Kunstmuseums in Bernried am Starnberger See realisiert. Rund 20 Jahre später ist das Museum eine Institution für Kunst und bedingt durch einen großen Sammlungszuwachs muss nun ein Erweiterungsbau her. Philipp ist in seiner Funktion als Bauleiter für den Erweiterungsbau, der bereits 2026 fertiggestellt werden soll, verantwortlich.
Otto, du warst damals Bauleiter am Buchheim Museum und Philipp, du bist nun für den Erweiterungsbau als Bauleiter zuständig. Was waren bzw. sind eure Aufgaben?
Otto: Ich war erster Bauleiter nach der "alten Definition“. In meinem Verantwortungsbereich lagen sowohl die gesamte Projekt- und Ergebnisverantwortung als auch die Personalverantwortung. Heute ist das eher mit der Projektleitung zu vergleichen, die Bauleitung fokussiert sich nun mehr auf die Ausführung.
Philipp: Ich bin erster Bauleiter laut der "neuen Definition” – wie Otto es gerade beschrieben hat – und bin zusätzlich verantwortlich für die Ausschreibung und Vergabe. Das heißt, ich habe eine Projektleitung über mir, welche die Aufgaben wahrnimmt, die Otto damals wahrgenommen hat.
Wie sieht bzw. sah der Alltag auf der Baustelle aus, damals wie heute?
Otto: Tagsüber war ich meist auf der Baustelle unterwegs, gegen Abend ging es dann an die Büroarbeit. Dabei standen Aufgaben an, wie zum Beispiel Rechnungsprüfungen und Massenberechnungen. Kurz vor Feierabend gab es auf der Baustelle eine Teambesprechung. Dabei haben wir den vergangenen Tag Revue passieren lassen und alles, was am nächsten Tag ansteht, durchgesprochen.
Philipp: Einen typischen Arbeitstag gibt es bei mir nicht. Das ist für mich aber auch ein Aspekt, der meinen Job so spannend macht. Ich habe morgens selten einen Überblick, was mich an dem Tag alles erwartet. Grundsätzlich bin ich sehr viel in Abstimmung mit unterschiedlichen Personen. Ich nehme zum Beispiel an Planungsbesprechungen mit den Bauherren und dem Architekturbüro teil und stelle sicher, dass der Bauablauf den Museumsbetrieb möglichst wenig beeinträchtigt. Außerdem liegt es in meinem Verantwortungsbereich, Nachunternehmen zu überwachen und ich bin Ansprechperson für die Polier:innen sowie Bauleiter:innen.
Wie ist bzw. war das Baustellenteam aufgestellt?
Otto: Insgesamt waren wir eine Truppe von rund 30 Personen, bestehend aus Bauleitung, Polier:innen und dem gewerblichen Personal. Das gesamte Baustellenteam hat auch auf der Baustelle im Container übernachtet, an den Wochenenden bin ich nach München gependelt. Dadurch waren wir ein eingespieltes Team, haben nach Feierabend oft gemeinsam gekocht, Tennis gespielt und sind ab und an mit dem Rad um den Starnberger See gefahren. Das war rückblickend eine wirklich schöne Zeit und hat uns als Team zusammengeschweißt.
Philipp: Neben mir und der Projektleitung gibt es noch zwei weitere Bauleiter:innen, zwei Polier:innen, einen Projektkaufmann sowie einige gewerbliche Mitarbeiter:innen auf der Baustelle. Ich selbst bin jeden Tag auf der Baustelle und pendle zwischen München und Bernried.

Was sind die Gründe für den Erweiterungsbau?
Philipp: Für den Erweiterungsbau gab es drei wesentliche Gründe. Zum einen wird die Sammlung des Buchheim Museums immer umfangreicher, daher musste mehr Platz her. Außerdem wurde ein Raum für die Maschinen, die für den Unterhalt des Gebäudes notwendig sind, benötigt. Zuletzt soll auch das Café durch den Erweiterungsbau vergrößert werden.
Was waren die größten Herausforderungen beim Bau des Buchheim Museums damals – und worauf kommt es heute beim Erweiterungsbau an?
Otto: Der Baugrund am Starnberger See brachte seine Schwierigkeiten mit sich und auch die Hanglage machte es uns nicht einfach. Durch die Seeton-Schicht war der Boden, durch den wir gründen mussten, recht schwammig. Der Steg über den Starnberger See war bautechnisch gesehen auch eine Herausforderung. Wir durften hier nicht in den See hineinbauen, aber sollten 15 Meter auf den See hinausbauen.
Philipp: Die Bedingungen für das Fundament sind – wie von Otto bereits erwähnt – sehr anspruchsvoll. Für den Erweiterungsbau nutzen wir sogenannte Mikropfähle als Fundament. Das bedeutet: Etwa 150 schmale, circa 10 Meter lange Pfähle werden tief in den Boden gebohrt. Diese speziellen Pfähle bohren sich selbst in den Untergrund und werden dabei gleichzeitig mit einer Art Zementflüssigkeit umspült. Diese füllt die Hohlräume und verbindet den Pfahl fest mit dem umgebenden Boden, sodass das Gebäude sicher darauf stehen kann.
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Eindrücke vom Richtfest aus dem privaten Archiv von Otto Käsmeier
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Eindrücke vom Richtfest aus dem privaten Archiv von Otto Käsmeier
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Eindrücke vom Richtfest aus dem privaten Archiv von Otto Käsmeier
Otto: Das Buchheim Museum ist ein hochkomplexes Gebäude mit hohen architektonischen Anforderungen. Es besteht aus mehreren Stockwerken, ein großer Teil des Gebäudes ist unterirdisch und nicht direkt sichtbar. Hinzu kam, dass es kein Produkt “von der Stange” war. Wir hatten es mit vielen Sonderzulassungen – von den Brandschutztüren bis hin zu den Fenstern – zu tun. Das erforderte lange Abstimmungsprozesse und verkomplizierte den Bauprozess.
Philipp: Das Konzept des Erweiterungsbaus soll auch in den Fassaden das Bestandgebäude weiterführen. Wir haben auch im Neubau eine Stahlpfosten-Spiegel-Fassade. Beim Erweiterungsbau haben wir es ebenfalls mit sehr hohen Anforderungen, beispielsweise an den Einbruchs- und Brandschutz, zu tun. Wir bauen unter anderem Werkstätten für die Restauration der Exponate und einen neuen Ausstellungssaal. Hinzu kommen die üblichen Anforderungen in puncto Energieeffizienz, das ist gerade im Hinblick auf die großen Glaselemente in Kombination mit dem Einbruchsschutz eine Herausforderung.
Wie hat sich der Bau in den letzten 25 Jahren verändert?
Philipp: Das kann Otto sicher besser beurteilen, aber ich würde sagen: Der größte Unterschied ist sicher die Technologie. Heute können wir zur Abstimmung kurz eine Videokonferenz starten. Jede:r Bauleiter:in hat inzwischen ein Tablet, mit dem man sich Pläne anschauen kann oder das zur Dokumentation genutzt werden kann.
Otto: Das stimmt. Ich bin seit 1981 im Konzern, das sind jetzt 44 Jahre. Es war damals noch eine andere Zeit, was die EDV angeht. Wir hatten alle wichtigen Dokumente auf Papier, sodass ich immer dienstags ins Büro zur Ablage gefahren bin. Ich war einer der ersten, der einen Laptop hatte. Das Teil wog damals um die 10 Kilo, das kann man sich heute alles gar nicht mehr vorstellen!

Wie nehmt ihr das Thema Nachhaltigkeit wahr? Was hat sich hier getan?
Otto: Unser Gebäude war damals auch schon nachhaltig, zum Beispiel im Hinblick auf die Dämmung. Wir hatten eine – teils hundertprozentige – Wiederverwertung der Baumaterialien und haben die Baustoffe sauber getrennt. Nur damals hat das keiner „nachhaltig“ genannt, weil das Thema keine große Bedeutung hatte. Heute ist das anders, auch wenn ich das eher kritisch sehe.
Philipp: Wir haben im Konzern viele Maßnahmen, die auf mehr Nachhaltigkeit abzielen, wie zum Beispiel die DGNB-Zertifizierung “Nachhaltige Baustelle”. Diese Zertifizierung streben wir auch beim Erweiterungsbau des Buchheim Museums an. Zusätzlich achten wir auf die Verwendung regionaler Baustoffe, z. B. Holz. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Thema Entsorgungsmanagement.
Beim Erweiterungsbau setzen wir auf das Thema Recycling und die Wiederverwertung bestehender Materialien. Wir haben auch viele Bauteile, die wir ausbauen und wieder einbauen. Leider ist das nicht mit allen Materialien möglich, aber auch kleine Schritte sind hier meiner Meinung nach entscheidend. Nachhaltigkeit ist noch nicht in allen Bereichen so umsetzbar, wie wir uns das vorstellen, aber das Bewusstsein ist da und wird bereits bei der Planung berücksichtigt. Kurz gesagt: Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen, aber es geht Schritt für Schritt in die richtige Richtung.
Wie sieht es mit dem Thema Diversität aus?
Otto: Da gibt es ein gutes Beispiel bei uns im Konzern. Meine Kollegin, damals Bauleitung im Hochbau beim Buchheim Museum, ist auch heute noch im Konzern. Man muss aber schon sagen, dass es zu meiner Zeit deutlich weniger Bauingenieurinnen gab, die waren schon eher eine Seltenheit.
Philipp: Wir haben eine Polierin und zwei Bauleiterinnen im Baustellenteam. Ich würde sagen: Das zeigt ganz gut, in welche Richtung wir uns hier bewegen.
Vielen Dank für die spannenden Einblicke und die gemeinsame Zeitreise. Wir wünschen dir, lieber Philipp, weiterhin viel Erfolg beim Projekt Erweiterungsbau und dir, lieber Otto, in Kürze einen wohlverdienten Ruhestand!
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