Bauen im Bestand: Oberpolier Mike über Herausforderungen, Expertise und Fortschritt
Was sind deine Aufgaben als Oberpolier?
Als Oberpolier trage ich die übergeordnete Verantwortung für die operative Umsetzung auf größeren Baustellen, insbesondere dort, wo mehrere Polier:innen und Bauleiter:innen im Einsatz sind. Ich koordiniere die verschiedenen Gewerke und sorgt für einen reibungslosen Ablauf aller Bauprozesse. Dabei agieren wir als zentrale Schnittstelle zwischen Bauleitung und Ausführung und stellen sicher, dass Termine, Qualität und Sicherheitsstandards eingehalten werden.
Neben fachlicher Kompetenz sind Führungsstärke, Kommunikationsfähigkeit und ein ausgeprägtes Organisationstalent entscheidend für diese Rolle. Als Oberpolier fördere ich die Zusammenarbeit im Team und behalte auch in komplexen Situationen den Überblick, fungiere also als Steuerorgan. Häufig entwickelt sich diese Position aus langjähriger Berufserfahrung und dem Wunsch, aktiv Verantwortung zu übernehmen und Projekte maßgeblich mitzugestalten.
Wie sah dein Karriereweg aus (Stationen bis zum Oberpolier)?
Mein beruflicher Werdegang begann mit einer Ausbildung zum Maurer bzw. Stahl- und Betonbauer, die ich von 1995 bis 1998 absolvierte. Im Anschluss war ich vier Jahre als Geselle tätig und konnte in dieser Zeit wertvolle praktische Erfahrungen auf verschiedenen Baustellen sammeln. Im Jahr 2002 absolvierte ich einen Lehrgang zum Vorarbeiter und übernahm die Leitung einer Kolonne mit fünf Mitarbeitenden. Drei Jahre später folgte die Weiterbildung zum Werkpolier. In dieser Funktion war ich verantwortlich für die Führung von zwei bis drei Kolonnen auf Großbaustellen und die eigenständige Abwicklung kleinerer Bauprojekte.
2010 schloss ich die Ausbildung zum Polier ab. Seitdem leite ich eigenverantwortlich Bauprojekte mit einem Volumen von bis zu 10 Millionen Euro. Bei größeren Projekten arbeite ich eng mit dem:der jeweils zuständigen Oberpolier:in zusammen. Im Jahr 2019 wurde ich nach erfolgreichem Abschluss des Projekts „Bauen im Bestand“ bei Karstadt in Stuttgart sowie dem Neubauprojekt Welfengarten in München zum Oberpolier ernannt. Diese Position erlaubt es mir, meine langjährige Erfahrung und mein Engagement gezielt einzusetzen, um komplexe Bauvorhaben erfolgreich zu steuern und weiterzuentwickeln.
Heute führe ich die Gruppe Bauen im Bestand im Bereich Bodensee – ein Team aus jungen Ingenieur:innen, die sich mit großer Leidenschaft für unsere gebaute Umwelt interessieren. Gemeinsam suchen wir nach den Chancen, Bestandsgebäude umzunutzen, zu ertüchtigen und damit den Wert der jeweiligen Immobilie nachhaltig zu steigern.
Was begeistert dich am Bauen im Bestand?
Mich begeistert besonders, dass wir durch intelligente Planung aus einem bestehenden Gebäude ein echtes Unikat schaffen und damit die Immobilie nachhaltig aufwerten. Das stellt einen wertvollen Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Nachhaltigkeit im Bauwesen dar. Zudem fasziniert mich die tägliche Herausforderung: Beim Bauen im Bestand ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint.
Ein weiterer Aspekt ist die oft unvollständige oder fehlerhafte Dokumentation älterer Gebäude. Während heute eine Vielzahl an Unterlagen vorhanden ist, mangelte es früher häufig daran. Die damaligen Pläne stimmen nicht immer mit den heutigen Gegebenheiten überein. Deshalb ist eine sorgfältige Bestandsanalyse im Vorfeld unerlässlich, um einen reibungslosen Bauablauf zu gewährleisten und unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
Welche Besonderheiten gibt es bei Bestandsprojekten zu beachten?
Eine der größten Herausforderungen beim Bauen im Bestand ist die Diskrepanz zwischen alten Plänen und dem tatsächlichen Zustand des Gebäudes. Früher wurde oft „mit Augenmaß geplant und nach Gefühl gebaut“. Hauptsache, das Gebäude stand und der Richtbaum konnte gesetzt werden. Heute ist eine präzise Bestandsaufnahme unerlässlich, um Planungsfehler zu vermeiden und den Bauablauf effizient zu gestalten.
Ein weiterer Aspekt ist das Bauen im laufenden Betrieb. Ein Beispiel dafür ist unser Projekt in Eriskirch, bei dem während der Bauphase etwa 70 Menschen in 34 Wohneinheiten lebten. Der tägliche Austausch mit vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten – teils mit sehr eigenen Vorstellungen – erfordert Fingerspitzengefühl, klare Kommunikation und ein hohes Maß an Organisation. Diese Dynamik kennt man zwar auch vom Neubau, doch im Bestand ist sie oft noch ausgeprägter.
Besonders spannend ist die statische Bewertung bei Aufstockungen. Im Vergleich zu früher müssen heute deutlich mehr Sicherheiten eingeplant und umgesetzt werden. Dabei ist es hilfreich, wenn erfahrene Fachkräfte mit dem nötigen Know-how im Umgang mit älteren statischen Systemen zur Verfügung stehen.
Ein weiterer Aspekt ist das Bauen im laufenden Betrieb. Ein Beispiel dafür ist unser Projekt in Eriskirch, bei dem während der Bauphase etwa 70 Menschen in 34 Wohneinheiten lebten. Der tägliche Austausch mit vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten – teils mit sehr eigenen Vorstellungen – erfordert Fingerspitzengefühl, klare Kommunikation und ein hohes Maß an Organisation. Diese Dynamik kennt man zwar auch vom Neubau, doch im Bestand ist sie oft noch ausgeprägter.
Nicht zuletzt zeigt sich, wie sehr sich die Anforderungen im Bauwesen verändert haben. Gebäude, die seit über 50 Jahren problemlos funktionieren, wurden einst ohne umfangreiche Normen und Vorschriften errichtet. Heute hingegen sind rechtliche, technische und bürokratische Anforderungen so komplex, dass selbst einfache Maßnahmen – wie das Versetzen einer Steckdose – eine Vielzahl an Fachleuten erfordern. Diese Entwicklung stellt uns vor neue Herausforderungen, die wir mit Erfahrung, Kreativität und einem starken Team meistern.
Braucht es besondere Qualifikationen, um an Bestandsprojekten mitzuarbeiten?
Erforderlich sind ein breites Fachwissen sowie ein gutes Gespür für die verschiedenen Gewerke, um schnell und effizient praktikable Lösungen entwickeln zu können. Darüber hinaus sind Kenntnisse in Bereichen wie erneuerbare Energien, Wärmeschutz und Heizungsanlagen von großem Vorteil, da sie zunehmend in die Planung und Umsetzung von Bestandsprojekten einfließen.
Wie trägst du mit deinem Job zu #workonprogress bei?
Durch innovative Vorschläge und moderne Methoden lassen sich spürbare Verbesserungen in Bezug auf Kosten, Bauzeit und CO₂-Bilanz erzielen – ein echter Mehrwert für Umwelt und Wirtschaftlichkeit.
Als Oberpolier bin ich mit vollem Einsatz dabei – und das nicht nur auf der Baustelle. Auch in meiner Freizeit denke ich gerne über neue Lösungen und Ideen nach. Zusätzlich engagiere ich mich in verschiedenen Arbeitskreisen innerhalb des Konzerns, um Prozesse weiterzuentwickeln und aktiv zur Zukunft des Bauens beizutragen.
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