Mit Highspeed nach London und wieder zurück.

8.7.2025
Was für eine Erfahrung! Unser Werkstudent Pascal durfte an einem der spannendsten Großprojekte in Großbritannien mitarbeiten: Dem High Speed 2 (HS2) in London. Im Blogbeitrag berichtet er von seinen Erfahrungen.
Junger Mann vor einer Baustelle.

Wie bist du bei ZÜBLIN gestartet und wie bist du auf die Baustelle nach London gekommen?

Während meines Bachelor-Studiums für Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Mittelhessen begann ich 2022 als Werkstudent im Bereich Schlüsselfertiges Bauen in Frankfurt, um mein theoretisches Wissen mit praktischen Kenntnissen kombinieren zu können. Schon damals wollte ich gerne unbedingt auch Auslandserfahrungen sammeln und freute mich sehr, dass ZÜBLIN auch international tätig ist. Internationale Einsätze werden von ZÜBLIN gefördert, sodass sich auch für Praktikant:innen immer wieder interessante Möglichkeiten ergeben, Praxiserfahrungen im Ausland zu sammeln. 

Als ich im Januar 2024 von einer spannenden Praktikumsstelle im Ausland hörte, war für mich sofort klar: Diese Chance lasse ich mir nicht entgehen! Für mich persönlich war es der perfekte Zeitpunkt, da ich meinen Bachelor gerade abgeschlossen hatte und mein Master noch bevorstand. Meine Bereichsleitung hat mich bei meinem Vorhaben auch sehr unterstützt.

Im Juni 2024 ging es dann für mich nach London. Dort wurde ich Teil eines der größten Infrastrukturprojekte der Stadt, dem High Speed 2. 

  • Ich konnte persönlich und fachlich über mich hinauswachsen und so enorm viel lernen.

    Pascal
    Werkstudent bei ZÜBLIN

Von der intensiven Projekteinarbeitung, über das Erlernen der doch teilweise anderen gesetzlichen Vorgaben oder Arbeitsweisen bis hin zum Einsatz im Schichtbetrieb war alles dabei. Ich wurde Teil eines internationalen Teams, das rund um die Uhr für die sichere Erstellung des entsprechenden Tunnelabschnitts für High Speed 2 verantwortlich war. Eine Erfahrung, die mich nachhaltig geprägt hat.

Was verbirgt sich hinter dem Projekt High Speed 2?

High Speed 2 (HS2) ist ein Infrastrukturprojekt zur Schaffung einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke für Züge zwischen London und Birmingham. Ziel ist es, die Reisezeiten deutlich zu verkürzen, das bisherige Schienennetz zu entlasten und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes anzukurbeln. Die Züge sollen bis zu 360 km/h erreichen. HS2 steht für moderne Technik, neue Jobs und nachhaltige Infrastruktur. Und das bei gleichzeitigem Fokus auf Umweltverträglichkeit.

Wie sahen deine klassischen Arbeitstage vor Ort aus?

Von Anfang an war ich Teil des SCL-Teams –  SCL steht für die Sprayed-Concrete-Lining-Methode, mit der wir dort gearbeitet haben – an der Victoria Crossover Box und wurde als vollwertige Arbeitskraft eingeteilt. 

Ein typischer Tag startete mit einer kurzen Übergabe durch die vorherige Schicht, gefolgt von einem Team-Meeting mit Bauleiter:innen, Ingenieur:innen und Bergleuten, bevor dann alle ihre Aufgabe der Schicht erhielen und es hinab in den Tunnel ging. Die Arbeit im Schichtdienst war anstrengend, doch durch das tolle Team machte es auch sehr viel Spaß. 

Um einen Tunnel mit dem perfekten Querschnitt durch das Erdreich zu bauen, muss immer wieder gemessen und das Erdmaterial permanent entsprechend gesichert bzw. gestützt werden, damit es nicht zu einem Einsturz kommt. Während also ein Teil des Bodens durchbohrt und ausgehoben wird, muss dieses direkt rundum mit Spritzbeton stabilisiert werden. Dabei war sorgfältiges arbeiten, dokumentieren und kontrollieren unglaublich wichtig. Um zu verdeutlichen, wie aufwändig der Tunnelbau ist: In einer 24 Stunden-Schicht wurden bis zu drei Meter Vortrieb erreicht. 

Gearbeitet haben wir im Schichtsystem, mit zwölfstündigen Tag- und Nachtdiensten unter der Erde. Wir waren meist vier Tage im Einsatz und konnten uns danach dreieinhalb Tage erholen. Die Dienstpläne waren frühzeitig bekannt, so dass ich meine freie Zeit nutzen konnte, um auch Land und Kultur kennenzulernen. 

Jetzt geht es in die technischen Details. Was war deine Rolle bei der Schaffung des perfekten Querschnitts?

Mit Hilfe einer speziellen Software und in enger Zusammenarbeit mit den Bergleuten erstellte ich als Mitglied des SCL-Teams den optimalen Tunnelquerschnitt. Es gibt zwei wichtige Phasen: das Ausbaggern und das anschließende Verstärken der Wände. Ich hatte das Glück, beide Schritte im Pilot-Tunnel zu erlernen, wobei der Querschnitt in weiteren Bauabschnitten immer weiter vergrößert wird. Dieser "Test-Tunnel" war die perfekte Gelegenheit, meine eigene Technik zu entwickeln und den gewünschten Querschnitt mit den erforderlichen Toleranzen zu erreichen. Besonders beim Ausbaggern war es eine Kunst, die Toleranzen einzuhalten. Als es funktionierte, war ich richtig stolz darauf, wie viel ich gelernt und mich kontinuierlich verbessert hatte. Ein Meter Fortschritt im Tunnelbau war kein einfacher Schritt!

Auch die Überwachung und Dokumentation der Frischbetonfestigkeit nach dem Sprühen war eine besonders wichtige Aufgabe. Es wurde Beton gesprüht, um den Tunnelquerschnitt zu sichern und für die richtige Stabilität zu sorgen. Zur Überprüfung nutzten wir ein Penetrometer. Das ist ein Gerät, um den Widerstand des Frischbetons zu messen, um somit die Druckfestigkeit des Betons zu ermitteln. Als die erforderliche Druckfestigkeit erreicht war, konnten wir mit dem nächsten Abschnitt starten. 
Zusätzlich gehörte es zu meiner Verantwortung, regelmäßig Inspektionen durchzuführen und sicherzustellen, dass alle Arbeiten gemäß den vorgegebenen Standards und Sicherheitsvorschriften ausgeführt wurden. Dazu gehörte auch die Zusammenarbeit mit Ingenieur:innen und anderen Fachkräften, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Schnell durfte ich auch neue Fachkräfte entsprechend einweisen und so weitere Verantwortung übernehmen. 

Was waren deine größten Learnings beim Projekt?

Das Projekt war für mich ein echtes Lernfeld. Und das sowohl technisch als auch persönlich. Ich habe nicht nur wertvolle Praxiserfahrung im Tunnelbau gesammelt, sondern auch ein tiefes Verständnis dafür entwickelt, wie unerlässlich präzise Planung, saubere Ausführung und konsequente Qualitätssicherung im Untertagebau sind. 
Gerade in einem so sicherheitskritischen Umfeld wurde mir klar: Jeder Handgriff zählt! Jeder Arbeitsschritt ist wichtig. Diese Erfahrung hat meinen Blick auf die Rolle von Ingenieur:innen geschärft und mich in meiner Entwicklung als angehenden Ingenieur – und vielleicht auch Tunnelingenieur – enorm weitergebracht.

  • Diese Erfahrung hat meinen Blick auf die Rolle von Ingenieur:innen geschärft und mich in meiner Entwicklung enorm weitergebracht.

    Pascal
    Werkstudent bei ZÜBLIN

Was ist dein Fazit zu deiner Zeit in London?

Mein Praktikum im Tunnelbau war eine rundum bereichernde Erfahrung. Anfangs hatte ich Bedenken wegen der Sprachbarriere, doch die Realität sah ganz anders aus. Viele Standards und Abläufe orientierten sich an deutschen Vorgaben, was die Kommunikation im internationalen Team überraschend unkompliziert machte und mir schnell Sicherheit gab. 

Besonders spannend war die enge Zusammenarbeit mit Kolleg:innen aus unterschiedlichsten Ländern, mit denen teilweise echte Freundschaften entstanden sind. Der Austausch hat mir nicht nur neue Arbeitsweisen gezeigt, sondern auch meine interkulturellen Fähigkeiten gestärkt. Gleichzeitig konnte ich mein technisches Verständnis vertiefen – vor allem im Hinblick auf die komplexen Abläufe und logistischen Herausforderungen im Tunnelbau.
Was das Praktikum so besonders gemacht hat, war das engagierte Team vor Ort, welches mich von Anfang an freundlich willkommen hieß. Die Unterstützung und das Wissen, das ich mitnehmen durfte, waren unbezahlbar und haben mir den Einstieg in die Praxis enorm erleichtert.

  • Ich kann nur empfehlen, ein Auslandspraktikum im Bauwesen zu machen, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Es lohnt sich in jeder Hinsicht!

    Pascal
    Werkstudent bei ZÜBLIN

Wie geht es nun für dich weiter?

Im kommenden Jahr werde ich zunächst meinen Master abschließen. Anschließend freue ich mich darauf, im Konzern sowohl an Projekten im Bereich Schlüsselfertigbau in Frankfurt als auch hoffentlich wieder an internationalen Projekten mitzuarbeiten. Ich sehe viele spannende Möglichkeiten vor mir und bin motiviert, meine Fähigkeiten weiter auszubauen und mein Wissen auch an andere weiterzugeben. Ich freue mich auf neue Herausforderungen!

Vielen Dank für die spannenden Einblicke in deine Zeit als Praktikant in London. Wir sind gespannt, wohin es für dich als nächstes geht.