Das große Ganze im Blick: Bauleitung bei ZÜBLIN.
Was hat dich dazu motiviert, in die Baubranche einzusteigen und wie sah dein bisheriger Werdegang aus?
Meine Eltern haben ein eigenes Haus und dementsprechend habe ich immer mitangepackt, wenn es etwas zu tun gab. Dabei wurde mir recht schnell klar, dass ich gerne in diese Richtung gehen möchte. Ich habe mich dann für ein ausbildungsintegriertes Studium in Kooperation mit ZÜBLIN entschieden. Dabei wird ein Bachelorstudium mit einer dualen Ausbildung vereint. Konkret heißt das, dass ich nach Beendigung des ausbildungsintegrierten Studiums ein Bachelorabschluss im Bereich Bauingenieurwesen und eine abgeschlossene Ausbildung als Beton- und Stahlbetonbauerin in der Tasche hatte. Danach habe ich meinen Master im Bereich Bauingenieurwesen gemacht und anschließend in der Projektsteuerung bei einer anderen Baufirma gearbeitet. Mein Weg hat mich dann wieder zurück zu ZÜBLIN geführt. Dort bin ich seit 1,5 Jahren als Bau- und Projektleiterin in Leipzig tätig.
Welches Projekt betreust du derzeit und was begeistert dich daran?
Mein aktuelles Projekt ist das Atriumquartier in Leipzig. Hier entsteht ein Wohngebäude mit Gewerbeflächen im Erdgeschoss. Das Interessante an diesem Projekt ist, dass es sich um eine nach EU-Taxonomie zertifizierte nachhaltige Baustelle handelt. In der Praxis bedeutet dies, dass zum Beispiel Nachweise von der Entsorgung von Materialien erbracht werden müssen. Nachhaltigkeit wird bei uns in der Baubranche immer wichtiger, das zeigt sich auch bei diesem Projekt.
Welche Aufgaben übernimmst du als Bauleiterin und wie sieht ein typischer Tag auf der Baustelle aus?
Kurz gesagt ist es ein toller Mix aus Büro und Baustelle. Zu meinem Job gehören klassische Bürotätigkeiten, wie zum Beispiel Baubesprechungen vorbereiten, Anfragen beantworten, Rechnungen kontrollieren und Pläne auf Plausibilität prüfen. Ich gehe auch ein- bis zweimal täglich raus auf die Baustelle und schaue, ob alles nach Plan läuft. Es gibt in jedem Plan Knackpunkte, bei denen ich genauer hinschauen muss. Beim Einbau der Fenster überprüfe ich beispielsweise, ob die Dichtung stimmt, damit es am Ende nicht zieht. Durch die Baustellenrundgänge bin ich auch immer in Bewegung und komme auf circa 15.000 Schritte pro Tag. Unter den Kolleg:innen auf der Baustelle gibt es auch eine Challenge, wer die meisten Schritte knackt.
Welche Fähigkeiten und Eigenschaften sind besonders wichtig als Bauleiterin?
Auf der Baustelle geht es oft hektisch zu. Daher ist es wichtig, ruhig zu bleiben. Ich bin eher der Typ Mensch, der in Ruhe schaut, was los ist, bevor ich eine Entscheidung treffe und lasse mich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Als Bauleiterin ist es auch essenziell, das große Ganze im Blick zu behalten – das lernt man schon im Studium.
Eine gute Struktur ist ebenfalls wichtig, um den Terminplan einzuhalten und Aufgaben zu priorisieren. Oft muss ich abwägen, was ich schieben kann und was nicht. Dabei hilft mir meine To-Do-Liste, die ich am Ende jeder Woche schreibe. Dadurch habe ich einen Überblick, was für die nächste Woche ansteht. Das hilft mir einerseits dabei, Dinge nicht zu vergessen. Andererseits kann ich so auch am Wochenende meinen Kopf abschalten.
In meiner Verantwortung als Bauleiterin liegt zum Beispiel auch das Thema Arbeitssicherheit. Wenn ich merke, dass Vorschriften nicht eingehalten werden, nehme ich mir die betreffende Person für ein Gespräch zur Seite. Diese Strategie funktioniert für mich gut. Man könnte auch sagen: Empathisches Durchsetzungsvermögen ist meine Superpower.
Fällt es dir schwer, dich als Frau auf der Baustelle durchzusetzen?
Die Bauleitung ist nach wie vor eine Männerdomäne und ich hatte das Gefühl, als (junge) Frau in dieser Rolle anders wahrgenommen zu werden. Es ist wichtig, sich als junge Person – ganz unabhängig vom Geschlecht – Respekt zu verschaffen. Gerade am Anfang kann das herausfordernd sein, da man nicht so viel Erfahrung mitbringt wie ältere Kolleg:innen. In meinem Job als Bauleiteirn lerne ich tagtäglich dazu. Dieser Lernprozess ist also nie ganz abgeschlossen. Letzten Endes kommt es nicht auf das Geschlecht, sondern die Kompetenz an. Wenn ich dennoch das Gefühl habe, nicht ernst genommen zu werden, gehe ich mit der Person ins Gespräch. Ich finde es generell wichtig, offen anzusprechen, wenn einen etwas stört.
Die Baubranche verändert sich durch die Digitalisierung. Welche Rolle spielt dies in deinem Job?
Ich versuche, möglichst papierlos zu arbeiten. Wir nutzen auf der Baustelle zum Beispiel die digitale Taktsteuerungstafel. Das ist ein Tool, in welchem der Terminplan runtergebrochen wird. So sehe ich auf einen Blick, was jeden Tag zu tun ist, damit das große Ziel – sprich die termingerechte Übergabe des Projekts an den Bauherrn – erreicht werden kann.
Wie sieht die Zukunft der Baubranche im Hinblick auf Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung aus?
Unser übergeordnetes Ziel als Baukonzern ist es, bis 2040 klimaneutral zu werden. Das geht von mehr Nachhaltigkeit auf Baustellen bis hin zum vermehrten Bauen im Bestand. Ein weiterer Ansatz ist unser Holzhybridbausystem “MOLENO”, das nach dem Prinzip eines Legokastens funktioniert. Konkret heißt das, dass die gesamten Außenwände inklusive Dämmung und Elektronik vorgefertigt und auf die Baustelle geliefert werden. Dadurch sparen wir nicht nur Zeit und Kosten, sondern auch rund 30 Prozent der CO2-Emissionen im Vergleich zu “normalen” Baustellen.
Was ist dein Ratschlag für Berufseinsteiger:innen?
Karriere bedeutet für mich Zufriedenheit. Wenn ich den Beruf mit dem Alltag in Einklang bringen kann, bin ich zufrieden. Ich gehe sehr gerne zur Arbeit, das ist mir auch wichtig, da ich viel Zeit bei der Arbeit verbringe. Ich habe keine Angst vor Veränderung und finde es wichtig, ab und an ins kalte Wasser zu springen. Es gibt diesen Spruch: „Man wächst mit seinen Aufgaben“ – und das ist wirklich so.
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