Frauen am Fortschritt.

08.03.2023
Work On Progress heißt für uns auch, Vielfalt im Konzern zu fördern – Gender-Diversity ist dabei ein wichtiger Baustein. Zur Feier des diesjährigen Internationalen Frauentags haben wir drei tolle Frauen dazu eingeladen, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen. Mehr dazu im Blogbeitrag.
Junge Frau mit verschränkten Armen sitzt und lächelt in die Kamera

Wir sind uns einig: Der Bau muss weiblicher werden.

Ja, wir wissen, "Frauen in der Baubranche" ist nicht erst seit gestern ein Thema, das – zurecht – diskutiert wird. In keinem anderen Wirtschaftszweig arbeiten so wenige Frauen wie in der Baubranche. Was historisch so gewachsen ist, wollen wir ändern. Nicht einfach nur der Zahlen wegen. Nein. Wir wollen etwas ändern, weil wir davon überzeugt sind, dass Diversität in all ihren Facetten eine Normalität sein sollte, die genau so gelebt wird. Mit gezielten Maßnahmen wollen wir auch in diesem Jahr unserem fest verankerten Konzernziel hinsichtlich Frauenförderung ein weiteres Stück näher kommen. Intern, indem wir noch mehr ein Bewusstsein schaffen und spezifische Schulungsformate für Frauen anbieten sowie extern durch diverse Initiativen, die bereits bei den Jüngsten beginnen. 

Was aber auch gesagt werden muss: Wir haben bereits tolle Frauen mit starken Persönlichkeiten in unserem Konzern. Seht selbst!

Junge Frau in Arbeitskleidung auf einer Baustelle, lächelt in die Kamera
  • Ich wollte zuerst in eine andere Richtung gehen, habe mich dann aber doch für den Bau entschieden. Heute bin ich darüber sehr froh. Mein nächster Karriereschritt, den ich anstrebe: Projektleiterin.

    Gesa Mahlstedt
    Bauleiterin bei ZÜBLIN

Wie bist du zu ZÜBLIN gekommen und war es schon immer dein Ziel, in der Baubranche zu arbeiten?
Meine Eltern und Großeltern kommen vom „Bau“. Ich wollte zuerst in eine andere Richtung gehen und gar nicht im Bauwesen arbeiten, sondern Medizin studieren. Da ich aber die vielen Wartesemester nicht aussitzen wollte, habe ich mein Studium zur Bauingenieurin begonnen. Darüber bin ich heute sehr froh.

Ich bin in Hamburg geboren, in Berlin aufgewachsen, habe in Essen mein Abitur gemacht, in Aachen Bauingenieurwesen studiert und mit dem Master abgeschlossen. Ein Freund arbeitete damals als Werkstudent bei ZÜBLIN. Ihm hat es gefallen und so habe auch ich mich beworben. 2014 bin ich schließlich als Werkstudentin eingestiegen. Seither habe ich schon in Hamburg, Köln und München an den unterschiedlichsten und interessanten Projekten mitgearbeitet.

Ist dein Job als Bauleiterin so, wie du ihn dir vorgestellt hast?
Durch meine Eltern wusste ich schon einiges über die Baubranche. Als Werkstudentin konnte ich noch tiefere Einblicke sammeln und mir somit ein gutes Bild von meinem jetzigen Beruf machen. Am Anfang war es ungewohnt ausschließlich mit Männern zu arbeiten und ich musste meinen Standpunkt vertreten. Das lag aber nicht nur am Geschlecht, sondern auch am Alter. Ich war deutlich jünger als viele meiner Kolleg:innen und Mitarbeiter:innen.

Wie sieht es mit dem Thema Diversität aus?
Tatsächlich hatte ich mehr Frauen an meinem Arbeitsplatz erwartet. Im Studium war das Verhältnis Frauen-Männer ca. 40 % zu 60 % (wenn man die Wirtschaftsingenieur:innen einschließt). Dieses Verhältnis finde ich leider in der Praxis bei meinen Projekten und Stationen im Konzern nicht immer wieder.

Gab es für dich als Frau auf der Baustelle besondere Herausforderungen?
Es gab einen Bauleiter eines Nachunternehmens, der offenbar etwas gegen Frauen in der Baubranche hatte und mit seinen Anliegen immer zu meinem Projektleiter ging, statt mit mir direkt zu kommunizieren. Das habe ich sowohl bei besagtem Bauleiter als auch bei meinem Projektleiter angesprochen. Mein Projektleiter hat für klare Rollenverhältnisse gesorgt und das auch deutlich kommuniziert. Der Bauleiter hat schnell festgestellt, dass er nur weiterkommt, wenn er sich an mich wendet und dass ich meinen Job gut beherrsche. Und am Ende hat er meiner Bereichsleitung sogar mitgeteilt, dass es eine wunderbare Zusammenarbeit mit mir gewesen sei. Das war zum Glück bisher meine einzige Hürde, die ich in diesem Zusammenhang erlebt habe.

Was motiviert dich am meisten an deinem Job und was wünschst du dir für deine berufliche Zukunft?
Die Kommunikation mit Menschen, empathisch zu sein und mit Menschen zusammenzuarbeiten. Ich wache jeden Morgen auf und denke: „Jej! Ich kann zur Arbeit gehen!“. In meinem Beruf siehst du jeden Tag, was entsteht und am Ende hast du ein fertiges Bauwerk. Ich hoffe, dass ich nie den Spaß an meinem Job verliere. Beruflich möchte ich im nächsten Schritt Projektleiterin werden und mich stets weiterentwickeln. Hier sehe ich noch die Hürde Familienplanung. Diesbezüglich müssen Frauen (und auch Männern!) gute Möglichkeiten geboten werden, beides zu vereinbaren: zum Beispiel durch Jobsharing – auch in der Bau- und Projektleitung.“ 

Junge Frau an einem Büroarbeitsplatz, lächelt in die Kamera
  • Ich habe mich sehr wohl gefühlt und war von Anfang an gut in die Teams eingebunden – keiner hat mir den Azubi-Stempel aufgedrückt.

    Sandra Sitzmann
    Industriekauffrau bei ZÜBLIN Timber

Wie bist du zu ZÜBLIN gekommen?
ZÜBLIN Timber kennt bei uns in der Region jede:r und das Unternehmen hat einen guten Ruf. Mein Weg nach der 10. Klasse hat mich aber nicht direkt hierhergeführt. Nach meinem Schulabschluss bin ich zunächst einer anderen Leidenschaft gefolgt und habe eine Ausbildung zur Porträtfotografin gemacht. Das hat mir auch viel Spaß gemacht, aber ich wollte einen Job, der mir Sicherheit und Zukunftsaussichten bietet.

Wie hast du deine Ausbildungszeit erlebt?
Ich habe mich sehr wohl gefühlt und war von Anfang an gut in die Teams eingebunden – keiner hat mir den Azubi-Stempel aufgedrückt. Die Atmosphäre war gut und offen. Bei meinem Arbeitgeber ist mir ein respektvoller Umgang sehr wichtig. Dadurch gehe ich jeden Tag gern ins Büro. Meine Stärken wurden gesehen und eingesetzt. Und auch als Fotografin konnte ich mich noch ab und zu ausleben, indem ich für Unternehmenszwecke fotografiert habe. Toll war auch, dass ich so viele Bereiche des Unternehmens kennenlernen konnte. Während meiner zweijährigen Ausbildungszeit habe ich alle drei Monate die Abteilung gewechselt: Angefangen bei der Abteilung Einkauf über einen Einsatz im technischen Büro bis hin zu der Mitarbeit im Controlling und im Lager, war hier ziemlich viel geboten. Auch der ein und anderen Baustelle habe ich mal einen Besuch abgestattet. Von meinen Azubi-Kolleg:innen aus der Berufsschule habe ich mitbekommen, dass diese Abwechslung innerhalb der Ausbildung bei anderen Ausbildungsbetrieben keine selbstverständliche Praxis ist.

Was ist dir besonders positiv in Erinnerung geblieben?
Ein wichtiger Meilenstein war die mündliche Abschlussprüfung. Für meine Probepräsentation haben sich die Geschäftsführung sowie Kolleg:innen aus dem Einkauf und Personal Zeit genommen, um mir Feedback zu geben. Das war für mich ein schönes Zeichen der Unterstützung und hat mir noch einmal bestätigt, was ich in den vergangenen Jahren schon gemerkt habe: ich werde hier auf meinem Weg zur Industriekauffrau bestmöglich ausgebildet und auch wertgeschätzt. Das Ergebnis konnte sich jedenfalls sehen lassen: 98 von 100 Punkten!

Junge Frau mit verschränkten Armen sitzt und lächelt in die Kamera
  • Die Grundvoraussetzung für mich ist, dass Diversität – und zwar nicht nur in Bezug auf das Geschlecht – gelebt und ein inklusives Umfeld für die Mitarbeitenden geschaffen wird.

    Ines Angele
    BIM Teamleiterin im Bereich Fassadentechnik bei ZÜBLIN

Wie kamst du zu ZÜBLIN?
Nachdem ich 2015 als Bachelorandin in der ZÜBLIN Fassadentechnik tätig war, wollte ich direkt ins Berufsleben starten – allerdings auch vor dem Hintergrund, dass ich überzeugt davon bin, dass eine stetige Weiterentwicklung und lebenslanges Lernen zusammengehören. Deshalb war mir schon damals klar, dass der Einstieg ins Berufsleben nicht das Ende meiner akademischen Ausbildung sein sollte. Als ich dann nach meinem Traineeprogramm in meiner Einstiegsposition angekommen und der Start somit gemeistert war, war es an der Zeit, auch meinen akademischen Werdegang weiterzuschreiben. Da dies mit einem berufsbegleitenden Studium und durch die großartige Unterstützung durch den Arbeitgeber auch mit einer Vollzeit-Tätigkeit vereinbar ist, wollte ich diese Möglichkeit nutzen und habe meine Masterarbeit „Integration von Nachunternehmen mit BIM“ anhand eines Praxisfalls bei ZÜBLIN erstellt.

Was schätzt du an deinem Job am meisten?
Das Thema BIM hat mich von Anfang an gepackt. Und obwohl ich dem Thema treu geblieben bin, tut sich bei BIM derzeit so viel, dass es nie Routine wird. Ich brauche die Abwechslung und Herausforderung. In meiner Position als Teamleiterin BIM in der Fassadentechnik gefallen mir besonders die Gestaltungsmöglichkeiten und wie viel wir gemeinsam als Team bewegen und voranbringen können.

Wie groß ist der Frauenanteil in deinem Bereich?
In meinem direkten Umfeld nähern wir uns tatsächlich einem 50/50-Verhältnis an und das finde ich großartig. Unser Fachbereich und auch das Team, das ich leite, haben aber nicht nur ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis – wir sind auch hinsichtlich Herkunft, Alter und Ausbildung vielfältig aufgestellt. Das empfinde ich als Erfolgsfaktor: so bringt jede:r andere Sicht- und Denkweisen ein und wir kommen gemeinsam zum besten Ergebnis.

Wie erlebst du das Thema Geschlechterverteilung im Konzern generell?
Zunächst einmal finde ich es super, dass Diversität bei uns gelebt wird und wir ein inklusives Umfeld vorfinden, in dem jede:r wertgeschätzt wird. Gleichzeitig sehe ich aber auch noch Verbesserungspotenzial, wenn es um den Abbau von Karrierehürden für Frauen geht. Dazu gehört für mich beispielsweise die Berücksichtigung unterschiedlicher Kommunikationskulturen und der Zugang zu Netzwerken ebenso wie das Vorhandensein weiblicher Vorbilder über alle Ebenen. Hier finden wir aktuell die Situation vor, dass der Frauenanteil geringer wird, je weiter man die Karriereleiter hinaufblickt. Diese Schieflage sollte beseitigt werden. Dafür braucht es ein echtes Commitment vom Konzern zur Frauenförderung. Man darf aber nicht nur an einer Seite ziehen, das wäre zu einfach gedacht. Es bedarf auch der Annahme der gesellschaftlichen Verantwortung eines jeden von uns. Jeder kann sich die Frage stellen, wie gleichberechtigt lebt er täglich, wie integrativ verhält er sich. Nur gemeinsam können wir solch eine herausfordernde Aufgabe stemmen.